
Blühende Diskussionen
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Die Liste der Tagesordnungspunkte war kürzer denn je – lang gedauert hat die Sitzung trotzdem. Das lag vor allem an der Diskussion, die nach der Vorstellung der durchaus ambitionierten Erweiterungspläne fürs Schloss Allmannshausen durch den Verein Wort des Lebens entfachte. Hier kommt die Zusammenfassung der aus unserer Sicht wichtigsten Punkte der Sitzung vom 8. Juni 2021:
Einfach mal „Danke“ sagen
Der Bürgermeister hatte außer Terminankündigungen nichts zu berichten: Am 17. Juni findet die oft verschobene Ortsbegehung des Gemeinderats bei der Villa de Osa (ehemalige Schön-Klinik) in Kempfenhausen statt und am 13. August wird die noch öfter verschobene, feierliche Verabschiedung von Altbürgermeister Rupert Monn und den ehemaligen Gemeinderäten nachgeholt. Auch Anfragen aus dem Gemeinderat gab es diesmal nur eine: Andreas Hlavaty (CSU) wollte wissen, wie es zurzeit mit dem Kontakt zu unserer französischen Partnergemeinde Phalsbourg gestellt ist. Rupert Steigenberger versprach, in den nächsten Tagen eine Kontaktaufnahme zu versuchen. Unsere Gemeinderätin Verena Machnik nutzte die Gunst der Stunde, um sich beim auch anwesenden Bauhofleiter Harald Born für die fachgerechte Umgestaltung der ersten Blühflächen zu bedanken, die von uns im letzten Jahr beantragt wurden.
Vermisst: (Christliche) Demut
Dann ging es zum nächsten Tagesordnungspunkt, der deutlich mehr Gesprächsbedarf hervorrief: Marco Seeba, Leiter des christlichen Kinder- und Jugendwerks Wort des Lebens e. V. (WdL) informierte die Gemeinderät*innen zunächst mit Hilfe eines Werbevideos voller glücklicher Kinder über die Arbeit des Vereins. Dann stellte er die Erweiterungswünsche für das zuletzt im Jahr 1996 renovierte „Schloss Allmannshausen“ vor, welches vorerst noch bis 2031vom Freistaat Bayern gepachtet ist (eine Verlängerung des Pachtvertrags bis 2050 ist wohl gerade im Verhandlungsstatus). Der Ausbau sei nötig, da die Besucher*innenzahl in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen habe – 9.000 Teilnehmende mit 40.000 Übernachtungen seien es mittlerweile. Wichtig sei insbesondere, dass jedes Vierbettzimmer ein eigenes Bad bekomme. Wenn das realisiert werden würde, müssten die dadurch verlorenen Betten in einem „Ersatzbau für den Kuhstall“ kompensiert werden. In den vorgelegten Plänen wäre dieser Ersatzbau fast drei Mal so groß wie das jetzige Gebäude – was auch daran liegt, dass noch zusätzliche Räume für Erlebnispädagogik und ein großer Veranstaltungsraum samt professioneller Bühne entstehen sollen. Bei so viel geplanter Neuversiegelung von Fläche im Landschaftsschutzgebiet nahe des Seeufers war der Gemeinderat spürbar wenig begeistert.
Dieser Zustand verstärkte sich, als nach und nach herauskam, dass auf dem Gelände in der Vergangenheit bereits mehrere Schwarzbauten errichtet worden sind – unter anderem ein Fußballplatz, ein Basketballplatz, ein Kunstrasenplatz, mehrere Pavillons, Bauwagen und Container, auch auf dem Nachbargrundstück. Vollends kippte die Stimmung, als ein auch für Bürgermeister und Verwaltung neuer Plan vorgestellt wurde, für den eine weitere, nicht unerhebliche Fläche aus dem Landschaftsschutzgebiet herausgenommen werden müsste: WdL möchte gerne einen Teil des Nachbargrundstücks weiterhin nutzen. Das würde der von der Anwaltskanzlei Gauweiler & Sauter vertretene Grundstückseigentümer allerdings nur genehmigen, wenn er im Gegenzug dafür weiter südlich – natürlich im Landschaftsschutzgebiet – neues Baurecht erhalten würde. Das wäre ein „rechtswidriges Kopplungsgeschäft“, lernten die ohnehin zu diesem Zeitpunkt schon sehr kritischen Gemeinderät*innen von der Verwaltung. Und ein Verfahren zur Herausnahme des Bereichs aus dem Landschaftsschutzgebiet wäre selbst bei einem „Ja“ des Berger Gemeinderats – welches sich glücklicherweise definitiv nicht abzeichnet! – höchstwahrscheinlich aussichtslos. Zum Abschluss des langen Tagesordnungspunkts wurde eine Ortsbegehung beschlossen, die von Elke Link (QUH) beantragt worden war.
Grüne Randbemerkung: Verena Machnik zitierte im Zuge der Diskussion ihren Kollegen Heinz Rothenfusser, der jüngst bei einem Gespräch über die ebenfalls sehr großen Pläne auf Biberkor anmerkte, dass er irgendwie die „christliche Demut“ vermisse – so ganz grundsätzlich und insbesondere, wenn ein Projekt unter der Etikette ’sozial‘ firmiert. Soll heißen: Es darf einfach mal wieder ein bisschen weniger – sprich kleiner – sein!
Mitbestimmung, Wiederholung und Ablehnung
Der Rest der Sitzung ist dann etwas schneller zusammengefasst: Einstimmig wurde beschlossen, dass der Arbeitskreis Rathausneubau auch bei der Planung für die öffentlichkeitswirksamen Bereiche (Rats- und Trausaal, Fassade, Foyer, Außenflächen) mit einbezogen wird. Der Jahresabschluss von 2010 musste wegen eines nachträglich entdeckten Fehlbetrags nochmal verabschiedet werden. Und ein Bauantragsverfahren im Außenbereich in Bachhausen wurde wie in der Beschlussvorlage vorgesehen mit 13:7 Stimmen nicht genehmigt. Auch die nicht-öffentliche Sitzung war diesmal schnell vorbei – und so konnten Bürgermeister, Gemeinderat und Verwaltungsmitarbeitende nach langer Pause niedriginzidenz- und zeitbedingt auch endlich mal wieder ganz inoffiziell gemeinsam im Biergarten zusammensitzen.
Die nächste Gemeinderatssitzung findet am 29. Juni um 19:30 Uhr im großen Saal in der Post statt. Wenn die Coronazahlen weiter stabil unten bleiben, freuen sich die GreenTeam-Gemeinderät*innen sehr über interessierte Besucher*innen!