Große und kleine Baustellen
2. Juli 2020Kein Leuchtturm für Berg
15. Juli 2020Warum wir beim Rathausbau für eine Nachhaltigkeitszertifizierung sind
Heute sollte im Gemeinderat eigentlich erneut darüber abgestimmt werden, was eigentlich bereits beschlossen war: ob das neue Rathaus mit einer Zertifizierung für Nachhaltiges Bauen entstehen wird oder nicht. Diese Entscheidung wird jetzt doch noch einmal vertagt. Ein Grund dafür: Ein von unserer Gemeinderätin Katrin Stefferl organisiertes Online-Meeting mit der Sachverständigen für Nachhaltiges Bauen der Bayerischen Architektenkammer – das auf unsere Einladung auch unser Bürgermeister Rupert Steigenberger, die GemeinderätInnen Sissi Fuchsenberger (SPD) und Stefan Monn (EUW) sowie Michael Graf (Projektsteuerer Rathausbau) besucht haben – warf neue Fragen auf. Und hat uns noch mal in unserer Meinung bestärkt: Wir sind FÜR ein Zertifikat! Hier erklären wir, warum:
Nachhaltiges Bauen wird einerseits immer wichtiger, andererseits ist es eine junge Errungenschaft und die Planungsbüros können selten auf langjährige Erfahrungen zurückgreifen. Was wirklich als nachhaltig gelten kann, wird mitunter lebhaft diskutiert. Ein Audit im Sinne der DGNB oder BNB (Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen) macht die Dinge transparent und messbar und ist nicht von einem individuellen Bauchgefühl geprägt. Wahrscheinlich wurde eine solche Zertifizierung ja auch deswegen schon im Vergabeverfahren von Altbürgermeister Monn und den „alten“ GemeinderätInnen gefordert – und wir sollten weiter daran festhalten.
Unser Eindruck ist, dass eine nachhaltige Bauweise für alle EntscheiderInnen außer Frage steht. Dies bedeutet – vorerst! – automatisch einen höheren Kostenaufwand. Denn: Nachhaltiges Bauen bedeutet auch, dass neben den üblichen anfallenden Baukosten beispielsweise Kosten für Gutachten aufgebracht werden müssen und die verwendeten Materialien möglicherweise teurer sind. Einsparungen, die durch das Nachhaltige Bauen erzielt werden können, werden erst in den Jahren nach der Fertigstellung spürbar sein.
Projektsteuerer Michael Graf stellte in der letzten Gemeinderatssitzung (01.07.) mögliche Mehrkosten bei einer Zertifizierung vor, die sich auf rund 940.000 Euro belaufen würden. ABER: Wenn wir wirklich einen nachhaltigen Rathausbau anstreben, würde ein hoher Anteil dieser Mehrkosten eben auch entstehen, wenn wir auf eine Zertifizierung verzichten sollten: Auditor und Zertifikat würden uns rund 100.000 Euro kosten, das entspricht nicht einmal 1 Prozent der gesamten Projektkosten (14,7 Millionen). Die anderen von Herrn Graf gelisteten Positionen wie hochwertige Produkte (Baumaterialien), zusätzliche Ausstattungsmerkmale oder Gutachterkosten würden allerdings nicht wegfallen, wenn wir keinen Auditor und keine Zertifizierung hätten. Die bräuchten wir ja trotzdem in einem nachhaltigen Bau!
Auf dem Gemeinderat lastet in Bezug auf die zukünftig vielfältig zu treffenden Entscheidungen bei diesem wichtigen Projekt ohnehin schon eine sehr hohe Verantwortung. Ohne einen fachlich kompetenten, neutralen, sich auf dem jeweils neuesten Wissensstand befindlichen Berater oder Auditor besteht die Gefahr, dass die zum Teil hoch komplexen Entscheidungen in Bezug auf die vielen Varianten einer nachhaltigen Bauweise instinktiv und sogar willkürlich getroffen werden müssen.
Uns ist bewusst, dass wir in Zeiten der Corona-Krise noch genauer prüfen müssen, welche Investitionen jetzt wirklich erforderlich sind und welche vielleicht auch noch ein wenig Zeit haben. Im Fall des Rathausneubaus sind wir uns aber sicher: Eine Nachhaltigkeitszertifizierung ist eine Investition, die für die Zukunftsfähigkeit unserer Gemeinde unbedingt gemacht werden sollte.
Fazit: Unser Rathaus kann so wie unsere Windräder ein Leuchtturmprojekt der Nachhaltigkeit werden und somit Vorbild für andere öffentliche Gebäude und private Bauherren (und Baudamen). Dass wir nachhaltig bauen möchten, steht ja für niemanden zur Debatte und mit dem bisher schon beschlossenen und auch von uns gewünschten Audit ist die bestmögliche Umsetzbarkeit gewährleistet – professionell, messbar und transparent. Wir hoffen, die VertreterInnen der anderen Parteien sehen das genauso!
Auch aufgrund unseres Online-Meetings und der daraus resultierenden neuen Fragen wird die endgültige Entscheidung noch einmal vertagt. Dafür wird jetzt über einen so genannten ‚PreCheck‘ abgestimmt, der untersuchen soll, inwieweit der momentan vorliegende Projektentwurf für das neue Rathaus bereits Kriterien der Nachhaltigkeit erfüllt und mit welchen Zertifizierungsergebnissen beim jetzigen Planungsstand zu rechnen ist. Wer bei der Diskussion darüber live dabei sein möchte: Die Gemeinderatssitzung ist wie immer öffentlich – ab 19:30 Uhr im großen Saal im Gasthof Zur Post in Aufkirchen.