
Wir sind BergMeister!
23. Juli 2020
Vielversprechende Aussichten
20. August 2020Die siebte Gemeinderatssitzung
Die letzte Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause hatte sehr viele Tagesordnungspunkte. Die meisten davon drehten sich um die Schaffung neuen Wohnraums – in teilweise sehr verschiedenen Formen:
Bezahlbares Wohnen zwischen zwei Ortsteilen:
Zum das Gemeindebild vorerst am meisten verändernde Projekt hatte die GreenTeam-Fraktion schon vor längerer Zeit um eine öffentliche Infoveranstaltung gebeten: Das „Wohnzentrum Osterfeld“ zwischen Aufkirchen und Aufhausen wurde schon 2016 vom letzten Gemeinderat beschlossen und soll als sozialer Wohnungsbau vom Verband Wohnen umgesetzt werden. Eine richtige Infoveranstaltung gab es leider nicht mehr – obwohl es seitens der Bevölkerung und insbesondere von betroffenen AnwohnerInnen noch zahlreiche Fragen und Einwände gab. Dafür bekamen die neuen GemeinderätInnen und anwesende BürgerInnen in der Sitzung noch mal eine kurze Projektzusammenfassung aus erster Hand:
Wolfgang Robl (Technischer Leiter Verband Wohnen) zeigte die aktuellsten Entwürfe und beschrieb die vorangegangenen Planungsschritte. Das Wohnzentrum wird mit 30 unterschiedlich großen Wohneinheiten gebaut werden – es entstehen 12 „normale“ Zweizimmerwohnungen, drei barrierefreie Zweizimmerwohnungen, sechs Dreizimmerwohnungen und neun Vierzimmerwohnungen.
Bürgermeister Rupert Steigenberger erklärte, warum es aus seiner Sicht (und mit einer Ausnahme aus Sicht des gesamten „alten“ Gemeinderats) keine Alternative für das Grundstück an der Osterfeldstraße gegeben hätte: Um kostengünstigeres Wohnen in der Gemeinde überhaupt realisieren zu können, muss auf ein gemeindeeigenes Grundstück zurückgegriffen werden. Und davon gibt es leider nur noch ein paar wenige, die – bis auf das betreffende Grundstück zwischen Aufkirchen und Aufhausen – aufgrund ihrer Größe und/oder Lage nicht für das Projekt geeignet sind.
Auch den Einwand, dass es sich bei dem Grundstück um Landschaftsschutzgebiet handelt, konnten Bürgermeister und Verwaltung zumindest teilweise entkräften: Ein neutrales umweltspezifisches Gutachten stellte fest, dass die Eingriffe an der vorgegebenen Stelle zu vertreten sind und zum Glück dort auch keine besonders schützenswerten Tier- oder Pflanzenarten ihren Lebensraum haben. Das wurde auch vom Umweltausschuss des alten Kreistags so gesehen, der das Projekt bereits im März 2020 mit 13:0 Stimmen freigab.
Fazit: Natürlich schmerzt uns dieser Eingriff in Natur und Ortsbild. Wir sehen aber auch, dass gerade in Berg die Förderung von bezahlbarem Wohnraum dringend notwendig ist– etwa 200 BergerInnen stehen zurzeit auf der Warteliste für solche Wohnungen. Und diese Menschen möchten wir gerne in Berg behalten! Da sich auch nach mehrmaligem Prüfen und Nachfragen von unserer Seite plausibel gezeigt hat, dass es derzeit keine geeignete Grundstücksalternative gibt, haben unsere drei GemeinderätInnen dafür gestimmt, das geplante Projekt zügig weiter voranzutreiben.
Geplantes Wohnen in Farchach:
Ziemlich nah an der Dorfmitte (Nikolaustraße/Ecke Bachstraße) wurde ein kleiner Bebauungsplan auf den Weg gebracht, der verhindern soll, dass sich durch den Abriss eines alten Bauernhofs und die dadurch mögliche Neubebauung das Dorfbild zu sehr verändert.
Wohnen für Einheimische in Höhenrain:
Auch der Bebauungsplan „Herz Jesu Höhenrain“ geht in die nächste Runde. Hier entsteht das neue Feuerwehrhaus und es kommt zu einer Erweiterung des Friedhofs. Auf der Fläche dazwischen sollen Häuser nach dem Einheimischenmodell entstehen. Der Wunsch einer Höhenrainer Familie, drei barrierefreie Wohnungen auf der gegenüberliegenden Straßenseite bauen zu dürfen, wurde zunächst nicht in den Bebauungsplan mitaufgenommen. Der Gemeinderat wird aber noch einmal darüber beraten.
Wohnen nach Plan in Aufkirchen:
Ein weiterer privater Bauherr hat wiederum schriftlich versichert, dass er sich bei seinem Neubauvorhaben an den gerade entstehenden Bebauungsplan „Aufkirchner Osthang“ halten wird. Deshalb wurde die vor kurzem verhängte Veränderungssperre für dieses Grundstück aufgehoben.
Beengtes Wohnen in Berg:
Dem leicht veränderten Bauvorhaben am Sonnenweg, dem die bereits von vielen Seiten beklagten, alten Bäume zum Opfer gefallen sind, steht jetzt trotz unserer Gegenstimmen nichts mehr im Weg. Hier werden – dort, wo lange Zeit ein kleines Haus stand – bald vier Doppelhäuser und eine Tiefgarage gebaut. Der zunächst angedachte Bebauungsplan muss jetzt nicht mehr erarbeitet werden.
Wohnen unter schrägen Dächern:
Dafür wird es bald einen neuen Bebauungsplan namens „Grünes Sibichhausen“ für eine vergleichsweise kleine Fläche geben, die in der Sitzung vom Gemeinderat mit einer Veränderungssperre belegt wurde. Deswegen wurden gleich danach auch zwei Bauanträge abgelehnt, die dort angefragt wurden: Beide Vorhaben sollten mit Flachdächern errichtet werden – und diese sind durch den geplanten Bebauungsplan nicht zulässig. Unsere GemeinderätInnen haben insbesonder für die Veränderungssperre gestimmt, weil diese auch den Erhalt älterer Bäume beinhaltet. Der Dachneigungsvorgabe haben wir nur aus Gerechtigkeitsgründen zugestimmt: In der näheren Umgebung wurden Flachdächer bisher auch verboten. Grundsätzlich finden wir es – wie die QUH und Annatina Manninger (CSU) – eher schwierig, über bauliche Geschmacksfragen zu entscheiden, wenn diese kein bestehendes, charakteristisches Dorfbild verändern.
(Erst mal) Nix mit Wohnen:
Sehr schnell entschieden war ein ziemlich überdimensionaler Bauantrag für eine Wohnanlage mit Tiefgarage in der Berger Schatzlgasse. Er wurde einstimmig abgelehnt.
Zwei wohnungsloseThemen gab es dann auch noch:
Der Bürgermeister verkündete, dass der gerade für 180.000 Euro erbaute Seeabstieg zumindest nicht mehr ganzkörperlich als solcher genutzt werden darf. Denn: Schwimmen ist dort jetzt wegen der Gefahr von Dampferkollisionen grundsätzlich verboten. Schade! Außerdem erfuhren die GemeinderätInnen, dass in Walchstadt in der Gemeinde Icking eine große Photovoltaik-Freiflächenanlage geplant wird – gegen die niemand etwas einzuwenden hatte.
Um etwa 22:00 Uhr ging es dann in die nichtöffentliche Sitzung. Es war also ein langer und dennoch kurzweiliger sowie mal wieder äußerst diskussionsreicher Abend für den Gemeinderat samt unseren drei GreenTeam-VertreterInnen.
Die nächste Gemeinderatssitzung findet am 8. September um 19:30 Uhr statt – wahrscheinlich wieder im großen Saal im Gasthof zur Post.